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  • AutorenbildFelix

#10 // Daddytalk



Du siehst aus wie deine Mama.

Du lachst auch manchmal wie sie. Sogar deine Beine wachsen so, als wären es ihre. Die können was! Das mit der Nase tut mir Leid, die ist eindeutig von mir. Da gibt es was für. Die Augenbrauen, die musst du später in der Mitte mal zupfen, ich mach das auch einmal im Jahr. Die spitzen Ohren, die hab ich damals im Kreissaal als erstes erkannt von mir. Ich hab nur eins davon, du hast jetzt zwei, Spocki. Die blonden Haare sind von Mama, Rapunzel bestellt sie sich als Extensions, die Locken hatte ich auch. Die gehen irgendwann weg, du wirst erst froh sein und sie dann vermissen. Dass dein kleiner Finger krumm ist, kannst du deiner Oma vorwerfen. Keine Ahnung, was die sich dabei gedacht hat.

Du machst ja wohl Witze wie ich.

Wenn du redest machst du Wortspiele, sie sind genau so zwischen den Zeilen, wie meine. Manchmal beschwerst du dich, dass niemand sie versteht. Falls du dich mal darüber beschweren willst, ich kann das gut verstehen. Wenn ich Musik anmache, dann tanzt du wie Mama. Der Flow schwingt dir wie ein Hulahupp um die Hüften. Die Zunge hängt dann ein Stück raus, du wirst mal richtig übel drauf beißen, Blut schmecken und es dann nie wieder tun. Wenn du weinst, laufen Mamas Tränen an deiner Wange. Wenn du die Welt nicht mehr verstehst, blitzt es aus meinen Augen. Überhaupt die Augen! Bist du glücklich, Mamas Blau. Bist du allein, mein graues Grün. 

Das Wir auseinander dividiert.

Deine Mama und ich, wir waren mal wir. Daraus bist du geworden. Wir sind jetzt wieder jeder für sich. Aus dem Gemeinsamen bist du geworden. Das Wir auseinander gebrochen in seine essentiellen Teile. Und wir haben nicht die leiseste Ahnung, was aus dir wird. Zusammen gesetzt aus ein paar warmen Gedanken. Ich schaue dich an und sehe dich, wie du da stehst, der Welt nicht so richtig vertraust und sie im selben Moment eroberst. Auch wenn du wie wir bist, wir lernen dich gerade erst seit sieben Jahren kennen. Erinnere uns ruhig daran, wenn du groß bist. Du sollst du selbst sein können, in deinem Weg soll nichts stehen, nicht mal ich.

Liebe.

Wenn du irgendwann genau so gern Wein trinkst, wie ich, dann lass uns in ein paar Jahren sprechen über das, was anders geworden bist, seit ich bei Disney Filmen heulen muss. Lächerlich ist das. Die beste Veränderung überhaupt. Aber okay. Vielleicht warten wir doch lieber so lang, bis du selbst Kinder hast. Dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass du mich nicht auslachst, ein wenig höher. Mein Kind. Was für ein Satz, der so ganz und gar nichts über Besitz aussagt.

.felix wetzel.

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