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#1 // Was ich nicht sagen kann




Vor allem abends kommen mir die Gedanken, wenn der Tag seine Runde auf meinem Rücken gedreht hat. Die Gedanken, die wie in einer Zentrifuge nach außen geflogen und hängen geblieben sind. Zentrifugalkraftausdrücke. Ich werfe meine Eindrücke von der Welt kraftlos in den leeren Raum. Alles dreht sich, um mich, um dich, unter unseren Füßen verläuft eine weiße, kreisförmige Kreidelinie, die wir nie verlassen. Hört mich mal einer an. Meine Stimme klingt wie die alte Leier. Ich kann mir ja nicht mal selbst zuhören, ich hab noch nie meine Stimme außerhalb meines Kopfes gehört. Meinen Rücken hab ich auch noch nicht vollständig mit eigenen Augen gesehen. Wer so wenig von sich weiß, wie soll der wissen, wo sein Platz ist.

Was ich nicht gesagt habe, ist auch nicht wahr.

Frag dich nicht, was ich gemeint habe, gemeint hätte oder meinen sollen. Frag dich lieber, warum ich keine Antworten habe auf deine Fragen. Wenn du mit mir redest, sagst du auch nicht alles, was du denkst, erst Recht nicht alles, was du weißt, das sehe ich an deiner Nase. Die legt sich in Falten, wenn du etwas für dich behältst. Etwas für sich behalten, das sagt es doch schon, man will den Schmerz ganz für sich allein. Ich sage immer alles, und was ich nicht sage, behalte ich für dich. Was ich nicht sage, ist auch nicht wahr. Merk dir das. Und jetzt vergiss, was ich gesagt habe, das war nur aus einer Laune heraus. Nichts, das man ernst nehmen müsste, wenn man nicht zufällig den Sinn des Lebens nicht versteht. Den Eindruck machst du aber nicht, vor allem abends nicht, wenn ich überlege, was ich sagen soll, und dir die Augen zufallen.

Ist alles okay bei dir?

Dein Gesicht sieht traurig aus. Mein Gesicht kann das gut erkennen. Ich frage dich, und du antwortest. Du fragst mich nicht, und ich möchte antworten. Was ich dir nicht sage, ist garantiert passiert. Was du nicht sagst, wird vielleicht passieren. In einer Zukunft, in der wir eine weitere Sprache erfunden haben, die uns uns einander erklärt. Ohne dabei zu viel zu verraten. Wenn ich rede, sehe ich manchmal, wie der andere mir auf den Mund schaut. Das ist es, was ich meine, wenn ich sage, dass mir niemand richtig zuhört. Und wenn du dann ein Gähnen unterdrückst, wenn ich gerade von mir erzähle, dann mache ich wieder einen Haken hinter die Welt. Und behalte mich lieber für mich. 


.felix wetzel.

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